Projektwoche für Jugendliche – Stärkung der sexuellen Identitätsentwicklung, Akzeptanz von Vielfalt und Prävention sexualisierter Gewalt unter Jugendlichen
Im Zentrum der Projektwoche steht der Jugendroman „Fucking Fucking Schön“, der authentische Geschichten rund um erste Liebe, Körper, Freundschaft, Grenzerfahrungen und Sexualität erzählt. Anhand der Kapitel erarbeiten die Jugendlichen in Kleingruppen eigene Sichtweisen, tauschen sich in der Klasse aus und erleben kreative Methoden, die Wissen, Empathie und Selbstbewusstsein stärken. So entsteht ein geschützter Raum, in dem Fragen gestellt, Unsicherheiten besprochen und neue Perspektiven entwickelt werden können – immer auf Basis von Freiwilligkeit und Respekt.
- Altersgruppe: 15 bis 18 Jahre
- Dauer: eine Woche
- inklusive Materialien, Elternbrief und Beratung der Schüler:innen, Lehrkräfte und Eltern
- Kosten: 1500 €
Lernziele der Projektwoche
- Anerkennung sexueller, geschlechtlicher und körperlicher Vielfalt fördern
- Andere Meinungen, Bedürfnisse und Lebensentwürfe akzeptieren, ohne sie als Angriff auf sich selbst zu sehen
- Sexuelle Interessen und Nähebedürfnisse enttabuisieren
- Eigene Körperwahrnehmung und sexuelle Bedürfnisse erkennen und akzeptieren
- Über sexuelle Bedürfnisse und Konsens sprechen können
- Reaktionsmöglichkeiten bei Grenzverletzungen und Übergriffen stärken
- Empathie entwickeln
- Leseförderung: „Fucking fucking schön“ ist ein Buch das Jugendliche bei Fragen zu ihrer Entwicklung abholt, Antworten in klarer, offener Sprache bieten und spannend ist. Es ist bietet eine neue, motivierende Leseerfahrung
Detailierter Ablauf
Zu Beginn stelle ich den Schülerinnen und Schülern den Ablauf und Rahmen der gemeinsamen Woche vor. Es gelten die allgemeinen Regeln der Schule und einige Besonderheiten: Es ist okay, Themen nicht interessant zu finden und bei einzelnen Übungen lieber zuzuschauen – es ist nicht okay, andere zu stören oder zu diskriminieren. Wenn sich jemand überfordert fühlt, gibt es die Möglichkeit, kurzzeitig den Raum zu verlassen oder Musik mit eigenen Kopfhörern zu hören. Es steht eine Box mit Fidgets – Anti-Stress-Spielzeugen zur Verfügung, die von den Jugendlichen zum Stressabbau genutzt werden können. Für Fragen, die anonym gestellt werden wollen, kann die Fragebox genutzt werden. Alle ernstgemeinten Fragen beantworte ich zu Beginn des nächsten Tages. Am Ende eines jeden Projekttages bin ich zudem eine weitere Schulstunde im Klassenraum für Fragen ansprechbar.
Die Projektwoche ist so aufgebaut, dass die Schülerinnen und Schüler anhand der Themen der einzelnen Kapitel und begleitender sexualpädagogischer Methoden die Inhalte in Kleingruppen selbstständig erarbeiten. Durch Präsentationen kommen sie auch in der Gesamtgruppe in Austausch, wobei das Prinzip der Freiwilligkeit gilt. Nach Möglichkeit wird die Klassenraumsitzordnung in einen Stuhlkreis aufgelöst, um die direkte und empathische Kommunikation durch Augenkontakt zu verstärken. Vor der Projektwoche werden die Eltern und Erziehungsberechtigten über die Inhalte informiert. Die Teilnahme ist grundsätzlich freiwillig. Den Schülerinnen und Schülern sollte die Alternative gegeben werden, aus persönlichen Gründen am Unterricht in der Parallelklasse oder in Stillarbeit teilzunehmen.
1. Tag
Der Einstieg in die Themen rund um Liebe, Körper und Sexualität beginnt mit einer Mentimeter-Umfrage. Die Jugendlichen beantworten anonym Fragen zu ersten Beziehungserfahrungen, zu sexueller und geschlechtlicher Identität, Grenzverletzungen, Verhütung, Scham und vielem mehr. So erhalte ich einen direkten Eindruck über spezifische Interessen und die anschließende Auswertung bringt uns sofort ins Gespräch.
Anschließend beginnen wir mit der Arbeit am Buch: Im 1. Kapitel „S-EX“ erlebt eine Gruppe älterer Kinder eine verstörende Konfrontation mit einem Porno. Wir besprechen im Anschluss die Themen Gruppendruck, Pornografie und die entsprechende Rechtslage. Dazu gibt es ein Spiel, ein Quiz, einen auf Studien basierenden Videobeitrag sowie ein weiteres Spiel zur Auflockerung.
Im Kapitel „Ein Fest der Liebe“ geht es um Verliebt-Sein, sexuelle Begegnungen, Enttäuschungen und Verhütung. Die Jugendlichen reflektieren die emotionalen Aspekte und vergleichen verschiedene Verhütungsmethoden hinsichtlich Vor- und Nachteilen.
Den Tag schließen wir mit einer Auswertungsrunde ab. Hier haben die Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Eindrücke zu äußern, Feedback zu geben und Wünsche für die kommenden Tage zu formulieren. Diese Reflexion findet an jedem Tagesende statt.
2. Tag
Beim Check-In am Morgen erfahren wir voneinander, wie wir in den Tag starten und welche Themen vom Vortag noch beschäftigen. Fragen aus der Fragebox werden beantwortet, und es gibt ein Warm-Up-Spiel.
Im 3. Kapitel des Buches geht es um einen gewaltvollen Zwischenfall in einer Diskothek und einen überraschenden ersten Kuss zwischen zwei jungen Männern. Ein zusätzliches Video ermöglicht die Auseinandersetzung mit Queerfeindlichkeit und Homophobie sowie deren konkreten Auswirkungen. Wir schauen uns außerdem eine Kussszene aus der Serie „Heartstopper“ an und nähern uns über den Vergleich dem Thema Konsens.
Im Kapitel „Rabbit Vibe“ geht es um den Besuch in einem Sexladen, Sextoys, Selbstbefriedigung und Selbstliebe. Eine kreative Übung mit Spiegeln und Aquarell-Kreide fördert eine positive Selbstwahrnehmung und beschließt den zweiten Tag.
3. Tag
Anknüpfend an das Thema Selbstwahrnehmung beginnen wir den dritten Tag mit einem Input einer bekannten Influencerin zu Bodyshaming und Bodypositivity. Als weiteres Warm-Up erstellen die Jugendlichen ihr eigenes Sex-ABC, das sie optional vortragen können.
Im Kapitel „Casual Dating“ geht es um nicht erwiderte Liebe, unterdrückte Gefühle und blockierte Kommunikation. Die Schülerinnen und Schüler werden in ihrer Fähigkeit, Gefühle zu artikulieren, gefördert. Anschließend wenden wir uns dem Thema „Erste Liebe“ zu und erteilen gegenseitig Tipps bei Liebeskummer.
Im 6. Kapitel erfährt ein junger non-binärer Mensch einen körperlichen Übergriff. Wir beschäftigen uns ausführlich mit der Vielfalt von Übergriffserfahrungen und möglichen Unterstützungsoptionen. Durch eine Positionierungsmethode lernen die Jugendlichen, dass Grenzen und Grenzverletzungen individuell sind. Hier werden besonders Empathie und Solidarität gestärkt.
4. Tag
Nach dem Check-In und Warm-Up wenden wir uns erneut dem Konzept des Konsens zu. Konsens kann in sexuellen Situationen dazu beitragen, Übergriffe zu vermeiden. Gleichzeitig fördert er einen informierten und lustvollen Austausch über Interessen und Bedürfnisse und stärkt positive sexuelle Begegnungen.
Im Kapitel „My heart will go on“ erleben wir eine leicht missglückte intime Situation, die kommunikativ aufgelöst wird. Wir beschäftigen uns erneut mit Übergriffen und deren möglichen Auswirkungen auf zukünftige sexuelle Erfahrungen.
In „Boys will be Boys“ geht es um sexistisches Verhalten, Rollenerwartungen und Unsicherheiten, die aus fehlenden Informationen resultieren. Abschließend diskutieren wir gemeinsam das Rollenbild des „Players“.
5. Tag
Am letzten Tag beschäftigen wir uns im 9. Kapitel mit Sexismus und daraus resultierenden Ansprüchen der feministischen Bewegung. Ein „Player“ führt Buch über seine Sex-Partner:innen und bewertet ihr „Können“ mit Noten – ein Anlass für intensive Diskussionen. Die Jugendlichen können ihre Meinung in einem fingierten Instagram-Post ausdrücken und gestalten.
Im letzten Kapitel versuchen zwei junge Menschen, das erste Mal Sex miteinander zu haben. Obwohl sie schon länger zusammen sind, gelingt es anfangs nicht, über Ängste und Wünsche zu sprechen. Wir reflektieren die unterschiedlichen Wahrnehmungen der beiden Protagonist:innen
Zum Abschied erkunden wir, welche „Erstes Mal“-Erfahrungen im ganzen Roman vorkommen – vom ersten Kuss, über den ersten Besuch im Sexladen, bis zum ersten Mal Sex. Wir fassen zusammen, durch welche Themen wir in der Projektwoche gereist sind und welche Erkenntnisse wir gewonnen haben. Die Schülerinnen und Schüler erhalten außerdem die Möglichkeit, über einen digitalen Feedback-Fragebogen ausführliche Rückmeldungen zu Methoden und Inhalten zu geben.
Ihnen steht zudem umfangreiches Infomaterial der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zur Verfügung. Zudem gibt es eine letzte Gelegenheit, persönliche Fragen direkt an mich zu richten. Falls nachträglich Fragen auftauchen oder Jugendliche mit Missbrauchserfahrungen an Lehrkräfte oder Schulsozialarbeit herantreten, bin ich weiterhin als Ansprechpartnerin für die Schule verfügbar.